Warum ist inklusive Meritokratie heute wichtiger denn je für den nachhaltigen Erfolg von Unternehmen in der Schweiz?
Zunehmender Fachkräftemangel, demografischer Wandel und die sich verändernden Bedürfnisse einer immer vielfältigeren Erwerbsbevölkerung setzen Unternehmen stark unter Druck. Umso wichtiger ist es, optimale Bedingungen zu schaffen, um den Talentpool zu vergrössern und die „am besten geeignete Person für eine Position“ zu gewinnen, zu halten und zu fördern. Echte meritokratische Systeme leisten genau das – und inklusive Führung bietet dafür die passenden Instrumente.
Bis 2040 wird auf dem Schweizer Arbeitsmarkt ein Mangel von rund 431’000 Personen erwartet, was etwa acht Prozent der derzeitigen Erwerbsbevölkerung entspricht (Economiesuisse, 2023). Bereits 2029 wird die Zahl der der Personen, die in Rente gehen, jene der jungen Menschen, die neu in den Arbeitsmarkt eintreten, um über 30.000 übersteigen. In den nächsten zehn Jahren wird der Anteil der Rentner:innen um 26% und der Anteil der Mitarbeitenden um lediglich 2% steigen (Economiesuisse, 2024).
Der Anteil der über 65-Jährigen wird den Anteil der 20-Jährigen deutlich übersteigen – eine enorme Herausforderung für unsere Wirtschaft. 1948 kamen in der Schweiz auf eine:n Rentner:in durchschnittlich 6,5 Erwerbstätige; 2020 lag das Verhältnis bei 3,3:1. Bis 2050 wird die „Alterslastquote“ auf 2,2 sinken. Dies stellt die Altersversicherung (AHV) vor grosse Herausforderungen, da die Finanzierung der ersten Säule auf dem Umlageverfahren basiert. Das bedeutet, dass die Erwerbstätigen kontinuierlich die Renten der Pensionierten finanzieren. Wenn die Einwanderung der (optimistischen) Prognose des Bundesamtes für Statistik folgt, werden uns bis 2050 jährlich 10 Milliarden fehlen, sofern keine grundlegenden Reformen durchgeführt werden (Economiesuisse, 2023).
Dieser Trend dürfte sich langfristig nicht umkehren: 2024 verzeichnete die Schweiz mit 1,3 Kindern pro Frau die niedrigste Geburtenrate seit Beginn der Aufzeichnungen. Zum Vergleich: Im Jahr 1876 wurde erwartet, dass jede Frau 4,4 Kinder zur Welt bringen würde (BFS, 2024). Zwar sinken auch im übrigen Europa die Geburtenraten, doch liegt die Schweiz hinter dem EU-Durchschnitt von 1,46 Lebendgeburten pro Frau (ebenda). Mit über 31 Jahren gehören die Erstgebärenden in der Schweiz zudem zu den ältesten in Europa (ebenda). (Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Unternehmen von der Geburtenkrise betroffen sind und wie sie betroffene Personen besser unterstützen können, lesen Sie das Whitepaper des CCDI zu diesem Thema hier).
Die Schweiz muss den Rückgang der Geburtenrate „ausgleichen“ – indem sie ihre vielfältige Erwerbsbevölkerung voll ausschöpft! Ohne Einwanderung ist die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in der Schweiz seit 2020 stetig zurückgegangen, und dieser Trend dürfte sich fortsetzen (Economiesuisse, 2023). Das Problem: Da andere europäische Länder einen ähnlichen Rückgang der Geburtenrate verzeichnen, könnten die Bedingungen für einen Verbleib im Heimatland attraktiver werden. Europa wird voraussichtlich in den 2030er Jahren seinen Bevölkerungshöchststand erreichen und dann einen Bevölkerungsrückgang erleben.
Ein kurzer Blick auf die nicht erwerbstätige Bevölkerung 2025 zeigt: viele bringen ihre Talente nicht am Arbeitsplatz ein (BFS, 2024). 169’000 Menschen arbeiten nicht (gegen Entgelt), suchen aber auch nicht aktiv nach Arbeit – darunter 42’000 mit Tertiärabschluss, 93’000 davon Frauen.
Ein weiterer klarer Indikator dafür, dass Unternehmen das vorhandene Talentpotenzial auf dem Arbeitsmarkt nicht effizient nutzen, ist die hohe Zahl von Unterbeschäftigten – Teilzeitkräfte, die gerne zu einem höheren Pensum arbeiten würden, es aber nicht können. Aktuell sind es 277’000 Personen, davon 71% Frauen, überwiegend Mütter (Nachrichtendienst des Bundes, 2025). Dies deutet klar auf bestehende Vorurteile hin: Diese Beschäftigten werden offenbar nicht als gleich leistungsfähig oder verdienstvoll wahrgenommen.
Die Arbeitgebenden erreichen nicht alle Talente. Was lässt sich also über den Stand der Meritokratie in der Schweizer Wirtschaft heute sagen?